Sonntag, 30. September 2012

Alltag und andere Kleinigkeiten


Am Donnerstag ist Halbzeit. Dann bin ich genau 11 Wochen hier. Und mogen sind die neuen Weltwertsfreiwilligen schon 3 Wochen hier. 11 Wochen sind also rein gar nichts mehr. Und in de Zeit muss bzw. will ich noch nach Kabale, nach Kigali (Ruanda), zu den Murchison Falls, nach Jinja und zu den Sipi Falls. Ich bin also glaub ich schneller als ich gucken kann wieder Zuhause. Und dann ist auch schon Weihnachten und das Jahr 2012 vorbei.
Hier ist mittlerweile alles irgendwie Alltag. Im Malayakahaus ist zwar kein Tag wie ein anderer und jeden Tag erlebt man eine ganze Menge mit den kleinen Rackern und auch mit den Aunties, aber alles ist für mich irgendwie schon so normal geworden. Alltägliche Dinge hinterfrage ich eigentlich nur noch, weil die Freiwilligen darüber sprechen, bzw. mich daran erinnern, wie meine ersten Wochen hier waren. Aber was sind schon ein paar Wochen. Und was sind schon 5 Monate.
Seit 3 Wochen habe ich einen deutschen Gastbruder – Lorenz. Wir haben viel Spaß zusammen und alles klappt ganz gut. Ich bin allgemein froh, dass die neuen Freiwilligen da sind. Glaube wir werden noch eine gute Zeit zusammen haben. Ist ne super liebe Truppe. Max und Kora sind seit 3 Tagen wieder in Deutschland. Sie fehlen mir schon irgendwie. Auch Thomas und Anna reisen am Donnerstag wieder ab. Dann ist es im Malayakahaus glaub ich erstmal ziemlich leer, zumal Dilia bis November in Spanien ist. Esther und Fran sind in den letzten Wochen ebenfalls ausgezogen. Esther in eine Gastfamilie ganz bei mir in der Nähe und Fran nach Abaita zu seiner Freundin. Das heißt, zur Zeit wohnen dort nur noch die Kinder, die Aunties und Carlos. Ach und Merlin, Linda und Anne, aber die sind auch nur bis zum 8. Oktober hier. Ich glaube aber, dass ich es gut finde, dass der Muzungu-Andrang mal nicht so groß ist. Mir fällt immer öfter auf, dass ich es total genieße alleine Zeit mit den Kindern oder den Aunties zu verbringen. Die meisten davon sind mittlerweile schon fast richtige Freundinnen geworden und wir unterhalten uns über Klamotten, Jungs und Party machen. Typisches Mädelsgerede halt. An einem Sonntag vor ein paar Wochen kam ich ins Malayakahaus um mít den Kids einen Film zu gucken, aber ich war zu spät. Hab dann Esther angerufen und erfahren, dass alle bei Anna's Corner (ein kleines Restaurant wo man super gemütlich sitzen und essen und trinken kann) sind und Pizza essen. Da es geregnet hat, bin ich aber im Malayakahaus geblieben. Dort war ich dann mit Auntie Flo alleine. Sie ist die Älteste von den Aunties. Haben uns dann ewig unterhalten und sind irgendwie auch auf das Thema Verhütung gekommen. War super interessant. Flo hat als einzige der Aunties im Malayakahaus HIV und als sie mir dann sagte, dass Verhütung das allerwichtigste ist um sich nicht mit schlimmen Krankheiten wie HIV anzustecken musste ich schon irgendwie schlucken. Gestern hat mich Auntie Robina nach meiner Emailadressse gefragt und meinte, dass sie Angst hat, dass ich im Dezember einfach gehe, ohne ihr meine Emailadresse dazulassen. :-)
Meine Arbeit in der Schule läuft gut. Bin in den letzten 3 Wochen jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag mit Sharon hingegangen und hab mir mal angeschaut, wie alles läuft. Teacher Justin schlägt die Kinder manchmal mit einem Stock oder der flachen Hand. Obwohl hier überall ständig Werbung über gewaltfreie Kindheit und so läuft. Ich glaube er hat gemerkt, wie blöd ich geguckt hab und ich hab auch das Gefühl, dass das Schlagen weniger wird. Zumindest, wenn ich dabei sitze.
Manchmal ist es auch echt langweilig 2 Stunden da zu sitzen und sich den Stoff der 3. Klasse anzuhören, dann schreibe ich Tagebuch oder so (mittlerweile bin ich schon am 3.). Aber ich beobachte auch viel, vor allem Sharon und Didas, Mastula und Sali, die anderen 3 in der P3 aus dem Malayakahaus. Und ich überlege mir Aufgaben, die man am Wochenende zusammen erledigen kann. Gestern saß ich vormittags 2 Stunden mit Sharon im Malayakahaus und wir haben die Uhr gelernt, verschiedene Satzkonstruktionen im Englischen und rechnen mit 0. Auch wenn ich sie am Anfang erst 3 Mal bitten musste, um sich mit mir hinzusetzen, hat es am Ende doch erstaunlich gut geklappt und ich glaube sie hatte sogar Spaß daran. Man das würde mich soo freuen, wenn sich ihre schulischen Leistungen in der Zeit in der ich hier bin noch verbessern würden.
Das Schwimmprojekt mit den Early Learning Kids läuft leider nur schleppend. Bis jetzt hat es an 2 von 3 Montagen geregnet. Irgendwie scheint fast die ganze Woche die Sonne, außer montags, da regnets dann immer. Das ist doch echt Mist. Bin gespannt, wie das Wetter morgen wird. So ganz viele Montage bleiben mir ja leider nicht mehr.

In meiner Gastfamilie ist im Moment immer ne Menge los. Joy und Joseph, die Gasteltern von Saskia und Tochter und Schwiegersohn meiner Gasteltern sind oft zum Essen da, genauso wie Stephen, Pam, Stephi und Sasha – Mara's Gastfamilie und Sohn und Schwiegertochter meiner Gasteltern. Dann tauchen zwischendurch auch immer mal irgendwelche Kerle auf, die uns dann als Söhne der Familie vorgestellt werden. Ich blick da nicht ganz durch und manchmal verzieh ich mich einfach auf mein Zimmer. Auch mit Peace, meiner Gastmutter ist es nicht immer einfach. Sie hat genau wie ich einen ziemlichen Dickkopf und oft eine ziemlich unangenehme Art Dinge anzusagen, die ihr nicht passen. Zum Beispiel hab ich jetzt schon 2 Mal Ärger gekriegt, weil ich Abends Lorenz angerufen hab, um zu sagen, dass ich zum Essen komme, bzw. um mir Abends das Tor aufzuschließen. Peace meinte nur, das wäre total unangemessenes Verhalten und schlechtes Benehmen. Sie hat nicht verstanden, dass es bei uns in Deutschland einfach so ist, dass ich abends meine Geschwister anrufe um meine Eltern nicht zu wecken, und dass ich ihr damit eigentlich nur einen Gefallen tun will. Ich hab auf jeden Fall schon gelernt, dass es bei ihr manchmal einfach besser ist „It's okay“ zu sagen. Auch wenn das sonst so gar nicht meine Art ist. Aber manche Konflikte und Diskussionen sind einfach endlos. Nichts desto trotz fühl ich mich sehr wohl in der Familie. Und Anne hat mich auch nochmal dran erinnert, dass solche Konflikte nur auftreten, weil ich meinen Gasteltern nicht egal bin. Da hat sie so recht und das ist doch auch wieder ein gutes Gefühl.
Joy hat mich gestern zum 2. Mal gefragt, ob ich zugenommen hätte. Ja man. Insgeheim hoffe ich immer noch, dass die Waage von Max und Kora nicht ganz heile ist. Und ich höre jetzt auf, hier so viele Oreos zu essen. Ach man ey die sind einfach sooo lecker hier und viel zu günstig. Aber das hört jetzt auf. Gehe ab nächster Woche wieder ins Fitnesstudio. Ja, es gibt hier ein Fitnesstudio. Wobei, es sind mehr 2 Räume mit ein paar Sport- und Kraftgeräten. Kostet umgerechnet nur ca. 1,70 pro Tag, dann kann man so lange da bleiben wie man will. Ich müsste nur mal konsequenter sein ;-)
Ihr seht also, mir geht es hier nach wie vor wunderbar. Ein paar kleine Tiefs ab und zu gehören einfach dazu. Und ich freu mich riesig Justus und meine Lieben in 11 Wochen wiederzusehen.
Aber erstmal heißt es hier noch „We go, we go, Malayakahaus we go!“ Ein Werbespruch eines Mobilfunkanbieters hier, der aber irgendwie zum Slogan vom Malayakahaus geworden ist.
Liebe Grüße aus dem schwülen Uganda und bis bald.

Sonntag, 9. September 2012

Malayakahaus


Ein Haus voller Schätze. Und ich hab es nach jetzt fast 2 Monaten hier immer noch nicht geschafft, genauer darüber und meine Arbeit dort zu berichten. Wurde sogar schon von mehreren gefragt, ob ich denn gar nicht mehr blogge. Natürlich blogge ich noch, ich würde einfach sagen ich hab mich so gut eingelebt, dass die freie Zeit und damit auch die am Computer irgendwie mit vielen anderen schönen Dingen gefüllt ist. Jetzt ist es 5 Uhr morgens und ich kann nicht mehr schlafen. Die Kirche nebenan raubt mir doch ab und zu immer noch den letzten Nerv. Aber man gewöhnt sich dran, genauso wie an einer Hauptstraße mit viel Verkehr zu wohnen – irgendwann hört man den Krach einfach nicht mehr.
Jetzt sind die Ferien hier auch schon wieder rum und seit einer Woche ist wieder Schule. Das Schuljahr hier ist unterteilt in 3 Terms die jeweils 3 Monate dauern und dazwischen ist immer 1 Monat Ferien. Das war im August. Unser Ferienplan hat mal mehr und mal weniger gut funktioniert. Die Hausaufgaben morgens waren ja eigentlich immer von 9 bis 12 angesetzt. Da wurden alle gegen Ende der Ferien recht flexibel. Aber alles in allem hat es gut geklappt und ich glaube es war nur Didas der am letzten Ferientag abends noch 4 Seiten von seinem Holidaypackage machen musste. Mit den meisten anderen haben wir sogar noch ne Menge mehr geschafft. Sarah und Evan, die anfang des Jahres im Malayakahaus waren, haben Ordner erstellt mit Lernzeug für jeden individuell. Die haben wir dann noch mit genutzt und währen wir auf Ssese Island waren hat Anna Mathekärtchen gebastelt und dann mit Legosteinen versucht das ganze zu visualisieren. Das hat wirklich super geklappt und die Kids hatten echt Spaß dran. Muss man ja auch erstmal kapieren, was die Aunties und Lehrer da von einem wollen, wenn man einfach zwei Zahlen und ein komisches Zeichen dazwischen aufschreibt :-) Es macht so Spaß zu sehen, wie die Kinder Fortschritte machen und immer wieder kleine Dinge verstehen und das irgendwann zum Großen zusammen setzen. Unsere Nachmittagspläne in den Ferien waren im Gegensatz zu den Hausaufgaben nicht ganz so erfolgreich. Meistens haben doch alle einfach irgendwas gemacht und wenn wir Safaris oder so geplant haben kam doch noch irgendwas dazwischen, warum die Kids dann doch im Malayakahaus geblieben sind. Kann auch gut sein, dass wir zu wenig konsequent damit waren und es deshalb nicht funktioniert hat. Außerdem bin ich auch immer wieder überrascht, wie gut die Kinder sich selber beschäftigen können. Während deutsche Kinder wahrscheinlich schnell die Lust an aller Art von Spielzeug verlieren würden und dann jammernd vor den Fernseher gesetzt werden, damit sie zufrieden sind, finden die Kleinen hier immer irgendwas um sich zu beschäftigen. Meistens geht es sogar recht friedlich zu. Außer so Sätze wie „Auntieeee Elijah doesn't share!“. Die fallen ständig und mittlerweile kennt man alle Pappenheimer und weiß, damit umzugehen.
Es ist jedes Mal sooo schön am Tor vom Malayakahaus zu stehen, zu klopfen und dann von einer Herde lachender Kinder empfangen zu werden.
Im Moment sind einige Spanier da, die sich für die 10 Tage, die sie hier sind ne ganze Menge vorgenommen haben. Sie bauen das Klettergerüst aus und wollen eine Art Plattform um 2 Bäume bauen, wenn ich das richtig verstanden habe. Außerdem gibt’s jetzt eine Schaukel die auch fast den ganzen Tag „in Betrieb“ ist. Und ich glaube fast alle haben mittlerweilee auch schon die schmerzhafte Erfahrung gemacht, dass vielleicht nur 2 statt 3 Kinder drauf passen und der Boden darunter doch recht hart ist ;-)
Jetzt, wo wieder Schule ist, sind morgens wieder nur die „Babies“ im Malayakahaus, Amina, Elijah, Diego und Mercy. Die freuen sich riesig, wenn dann vormittags die Aufmerksamkeit der Voluntäre mal nur ihnen gehört.
Ab heute, also quasi gleich, wollen wir mit den Mery-Girls (den großen Mädels) in die Entebbe Junior School gehen und morgens immer mal ein paar Stunden mitzuerleben und herauszufinden, wo Probleme liegen und wie man sie vielleicht sogar lösen kann. Einige tun sich teilweise doch wirklich schwer. Ich glaube es ist auch gut, dass wir uns jetzt schon ein bisschen besser kennen, ich wollte meine Schulprobleme nämlich auch nicht mit jemandem besprechen der grad einfach mal aus dem Ausland vorbeikommt. Immer wenn ich mich in die Lage der Kids versetze wird mir klar, dass wir für sie einfach nur Voluntäre sind die kommen und auch wieder gehen. Die meisten wissen ja gar nicht, ob Auntie XY jetzt für 6 Monate oder nur für ein paar Tage bleibt. Das muss ich mir irgendwie viel öfter bewusst machen, ich will den Kids gerne etwas geben, das von längerer Dauer ist, sie sollen nicht denken, dass ich übermorgen vielleicht wieder weg bin.
Wir haben zusammen mit Anne, die jetzt schon 3 Jahre hier ist, überlegt, dass es vielleicht sinnvoll wäre mit speziell einzelnen Mädels der Mercy-Girls in die Schule zu gehen um mal zu gucken, wo es hakt. Gleich um 8 treffen wir uns mit George, dem Headmaster und ich bin sehr gespannt. Werde wahrscheinlich erst nächste Woche dann richtig hingehen, also jeden Tag für ein paar Stunden kommen, weil heute und morgen Nacht die neuen Freiwilligen vom Schulverein angekommen sind/ankommen und ich ihnen in den ersten Tagen ein bisschen was zeigen und mir Zeit für sie nehmen will. Deshalb fange ich nächste Woche an und würde das dann auch gerne für 3 oder 4 Wochen durchziehen. Bin gespannt, wie das laufen wird.
Letzte Woche haben Anna und ich für Dilia in Town Papier gekauft und Danny und John mitgenommen. Die haben sich riesig gefreut und anschließend haben wir die Zwei noch auf ein Soda im African Village eingeladen. Auf die Frage, ob es schmeckt, hat Danny nur die Augenbrauen hochgezogen und ich hab gelernt, dass das hier in Uganda „Ja“ heißt. Man lernt nie aus. Mittlerweile kann ich auch schon so einige Wörter Luganda und die Leute hier freuen sich jedes mal total, wenn man was spricht :-) Will das jetzt öfter mal machen, einfach einzelne Kinder mitnehmen, wenn man ganz alltägliche Sachen erledigt. Für uns ist es was ganz normales, für die Kids aber vielleicht sogar ein echtes Erlebnis. Außerdem verbringe ich meine Zeit hier eh am liebsten mit den Kids.
Im Moment ist das Wetter hier eher bescheiden. Ich find's sogar richtig kalt. Lorenz, der heute Nacht angekommen ist, meinte er fänd es eher warm :-) Es regnet im Moment oft und das kühlt alles ganz schön ab. Eigentlich schade, weil ich heute Nachtmittag eigentlich mit Claudi das Schwimmprojekte der Early Learning Kids weitermachen wollte. Bei dem Wetter hat aber wohl keiner Bock auf Pool. Das heißt, sobald es an einem Montag wieder warm ist, werde ich wohl alleine mit den Kids gehen. Claudi fliegt nämlich morgen nach Hause, genauso wie Tabea, Lea und Felix. Vielleicht nehm ich aber auch einfach eine der neuen Freiwilligen mit. Rieke meinte schön sie würde da gerne mitmachen. Ich freu mich auf die 3 vor mir liegenden Monate!