Seit gestern ist jetzt auch mein Gepäck
endlich da. Ihr glaubt gar nicht wie froh ich war als die
Flughafentante mit dem Gepäckwagen um die Ecke kam. Zum Glück ist
die Schwiegertochter meiner Gasteltern ein ziemlich hohes Tier im
Flughafenmanagement, sie meinte ich hätte mein Gepäck sonst wohl
erst in einer Woche oder so bekommen. Grade komme ich aus der Kirche.
3 Stunden!! War total gespannt, wie Kirche hier ist. Nach diesen 3
Stunden muss ich aber echt sagen, dass ich da glaube so schnell nicht
mehr hingehe :-D Die Kirche hier ist direkt nebenan. Außerdem sind
die Fenster immer offen. Ich höre also rund um die Uhr alles, was da
stattfindet. Die Gesänge sind ja super schön. Aber diese Prediger,
die sich trotz Mikro die Kehle aus dem Hals schreien gehen mir jetzt
schon auf die Nerven. Das war auch der Grund warum ich letztendlich
früher gegangen bin. Mein Gastvater meinte vorher auch 'you will get
very tired, so leave whenever you want to'. Hatte mir eigentlich
vorgenommen einmal durchzuhalten. Aber Tabea hat mir auch schon
erzählt, dass man da am Ende einfach nur einschläft.
Gestern habe ich mit Anne telefoniert,
einer Deutschen, die seit ca. 5 Jahren hier lebt und unter anderem
für das Malaykahaus zuständig ist. Sie hat mich dann direkt zu
einem Rugbyspiel der Entebbe Secondary School eingeladen. Zum ersten
mal bin ich gestern dann auch BodaBoda gefahren. Das sind diese
kleinen Motorräder mit Fahrer, welche hier überall am Straßenrand
stehen und darauf warten, Kundschaft zu bekommen. Verglichen mir den
Deutschen Bus- und Bahnpreisen fährt man hier quasi fast umsonst .
Für eine Fahrt von unserem Haus bis zum Sportplatz habe ich
umgerechnet ca. 70 Cent bezahlt. Mir wurde aber gesagt, dass ich nur
mit ganz bestimmten fahren sollen. Nicht alle meinen es hier gut mit
'Muzungus' (=alle weißhäutigen). Weißhäutige stehen allgemein
dafür, sehr reich zu sein. So kann es durchaus vorkommen, dass ein
Muzungu auf der Straße ausgeraubt wird. Mein Gastvater hat mir die
Nummer von 2 zuverlässigen und sicheren Bodabodafahrern gegeben,
einen weiteren hat Tabea mir empfohlen. Den hab ich dann letztendlich
auch angerufen und er hat mich direkt vor dem Haus abgeholt und zum
Sportplatz gebracht. Eigentlich eher eine große Wiese. Dort waren
alle Aunties und Kinder des Malaykahauses am Spielfeldrand versammelt
und haben die Damenmannschaft im Rugby angefeuert. Ich wurde sofort
total freundlich empfangen und auch die meisten Kinder hatten kaum
Scheu vor mir und setzten sich zB direkt auf meinen Schoß. Der
kleine William hat mich sofort gefragt 'Whats your name?' und hat
mich dann den ganzen Nachmittag nur noch Auntie Julia genannt :-) Die
Kids haben mich auch sofort gefragt ob ich mit zu ihnen nach hause
fahren würde. Habe dann erklärt, dass ich erst noch mein Gepäck
vom Flughafen holen muss, dann aber am nächsten Tag, also heute
kommen würde. Bei dem Rugbyspiel waren ungefähr 20 Kinder und 10
Aunties, und die sind am Ende alle (!) mit einem Kleinbus nach Hause
gefahren. Das sah sooo süß aus wie die ganzen kleinen Augen aus den
Fenstern guckten :-) Was meine Arbeit im Malaykahaus angeht bin ich,
wie ich gestern erfahren habe, sehr flexibel. Anne meinte ich kann
quasi kommen und gehen wann ich will, da erst ab nächsten Freitag
hier Ferien sind, sind im Moment eh nur 4 der ganz Kleinen Kinder
tagsüber im Malaykahaus. Um 3, bzw. 5 kommen unter der Woche die
Älteren aus der Schule. Da werde ich dann auch kommen um bei den
Hausaufgaben zu helfen und mit den Kindern zu lesen. Die meisten
Kinder hier wissen, glaub ich, wie wichtig eine gute Schul- und
Ausbildung ist. Sie sind sehr dankbar dafür. Vom Malaykahaus werde
ich wieder berichten, wenn ich nochmal da war.
Dann mal was zum Leben in meiner
Gastfamilie. Die Eltern Peace und William sind sooo lieb zu mir. Sie
sagen mir jeden Tag, dass ich mich wie Zuhause fühlen soll und sie
alles dafür tun wollen, dass es mir gut geht. Deshalb hat William
seine Schwiegertochter gestern auch ungefähr 10 Mal angerufen um zu
fragen, ob es was neues wegen des Gepäcks gibt :-D Mein Zimmer ist
auch relativ groß, wenn man bedenkt, dass ich hier alleine drin
wohne. Gegenüber von meinem Zimmer ist das Zimmer der Söhne des
Hauses, die schlafen da zu viert! Meine Familie ist aber glaub ich
echt ziemlich wohlhabend, das meinte auch Tabea. Die haben einen
Toaster, einen Sandwichmaker, Radio, TV, Bügeleisen uuund eine
Dusche die von oben kommt ;-) So wie ich gehört habe, haben das
Glück (vor allem mit der Dusche) nicht alle Freiwilligen hier. Und
in den ersten Tagen habe ich auch feststellen müssen, dass man sich
auch mit einfacher Seife super waschen kann. War aber dann doch echt
glücklich als Tabea mir Shampoo vorbeigebracht hat :-) Das Essen ist
auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig, aber auf keinen Fall schlecht.
Hier geben sich alle so viel Mühe, dass es mir schmeckt. Gestern
stand sogar auf einmal eine Packung M&M auf dem Tisch. Das Wasser
kommt hier zwar auch aus dem Wasserhahn, das kann man aber so nicht
trinken. Deshalb ist im Kühlschrank (!) immer ein Kanister mit
Trinkwasser. Das hat mich sofort total gefreut. Gestern morgen hab
ich allerdings sehr blöd geguckt, als ich gesehen habe, dass in dem
Wasser winzige Ameisen schwimmen. Meine Gastmutter hat auf meinen
erschrockenen Blick nur mit einem 'we eat them' geantwortet. Alles
klar ;-)
Habe seit Freitag auch Internet in
meinem Zimmer über einen Stick (bin mal gespannt wie lange das pro
Monat hält) und ein ugandisches Handy. Damit kann ich sehr günstig
mit den anderen Freiwilligen und den Ugandern schreiben. Ein Handy
hat ihr eigentlich so ziemlich jeder. Auch die Bodabodafahrer ruft
man auf dem Handy an. Was mich ganz besonders gefreut hat: Es kostet
mich nichts, Anrufe aus Deutschland vom Festnetz zu empfangen. Ihr
daheim zahlt mit einer Billigvorwahl nur 10 cent pro Minute, und ich
finde, wenn man nicht grade 1 Stunde telefoniert ist das echt okay.
Wer die Nummer haben will kann sich ja über Facebook bei mir melden.
Jetzt werd ich mich erstmal ein
bisschen hinlegen. Komme hier zwar in der Regel auch immer relativ
früh ins Bett (zumindest die letzten 3 Nächte), alleine deshalb,
weil es zwischen 7 und viertel nach 7 ganz fix ganz dunkel wird. Hab
nämlich Schiss vor den Malariamücken, deshalb gehe ich lieber früh
schlafen, als noch ewig mit Licht unter dem Moskitonetz
rumzuhantieren.
So, das wars erstmal für heute.
Ps. Mein Gastbruder hat mich übrigens
total ausgelacht wegen den blöden Salamandern an der Wand. Das ist
hier wohl ganz normal. Die flitzen einfach n bisschen da rum und
hauen dann auch von alleine wieder ab. Und angeblich gehen sie auch
NICHT in mein Bett. Naja ich trau dem Braten nicht so ganz. Mache
vorsichtshalber sobald es dunkel ist mein Moskitonetz übers Bett.
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