Sonntag, 22. Juli 2012

Solangsam bin ich angekommen


Seit gestern ist jetzt auch mein Gepäck endlich da. Ihr glaubt gar nicht wie froh ich war als die Flughafentante mit dem Gepäckwagen um die Ecke kam. Zum Glück ist die Schwiegertochter meiner Gasteltern ein ziemlich hohes Tier im Flughafenmanagement, sie meinte ich hätte mein Gepäck sonst wohl erst in einer Woche oder so bekommen. Grade komme ich aus der Kirche. 3 Stunden!! War total gespannt, wie Kirche hier ist. Nach diesen 3 Stunden muss ich aber echt sagen, dass ich da glaube so schnell nicht mehr hingehe :-D Die Kirche hier ist direkt nebenan. Außerdem sind die Fenster immer offen. Ich höre also rund um die Uhr alles, was da stattfindet. Die Gesänge sind ja super schön. Aber diese Prediger, die sich trotz Mikro die Kehle aus dem Hals schreien gehen mir jetzt schon auf die Nerven. Das war auch der Grund warum ich letztendlich früher gegangen bin. Mein Gastvater meinte vorher auch 'you will get very tired, so leave whenever you want to'. Hatte mir eigentlich vorgenommen einmal durchzuhalten. Aber Tabea hat mir auch schon erzählt, dass man da am Ende einfach nur einschläft.
Gestern habe ich mit Anne telefoniert, einer Deutschen, die seit ca. 5 Jahren hier lebt und unter anderem für das Malaykahaus zuständig ist. Sie hat mich dann direkt zu einem Rugbyspiel der Entebbe Secondary School eingeladen. Zum ersten mal bin ich gestern dann auch BodaBoda gefahren. Das sind diese kleinen Motorräder mit Fahrer, welche hier überall am Straßenrand stehen und darauf warten, Kundschaft zu bekommen. Verglichen mir den Deutschen Bus- und Bahnpreisen fährt man hier quasi fast umsonst . Für eine Fahrt von unserem Haus bis zum Sportplatz habe ich umgerechnet ca. 70 Cent bezahlt. Mir wurde aber gesagt, dass ich nur mit ganz bestimmten fahren sollen. Nicht alle meinen es hier gut mit 'Muzungus' (=alle weißhäutigen). Weißhäutige stehen allgemein dafür, sehr reich zu sein. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Muzungu auf der Straße ausgeraubt wird. Mein Gastvater hat mir die Nummer von 2 zuverlässigen und sicheren Bodabodafahrern gegeben, einen weiteren hat Tabea mir empfohlen. Den hab ich dann letztendlich auch angerufen und er hat mich direkt vor dem Haus abgeholt und zum Sportplatz gebracht. Eigentlich eher eine große Wiese. Dort waren alle Aunties und Kinder des Malaykahauses am Spielfeldrand versammelt und haben die Damenmannschaft im Rugby angefeuert. Ich wurde sofort total freundlich empfangen und auch die meisten Kinder hatten kaum Scheu vor mir und setzten sich zB direkt auf meinen Schoß. Der kleine William hat mich sofort gefragt 'Whats your name?' und hat mich dann den ganzen Nachmittag nur noch Auntie Julia genannt :-) Die Kids haben mich auch sofort gefragt ob ich mit zu ihnen nach hause fahren würde. Habe dann erklärt, dass ich erst noch mein Gepäck vom Flughafen holen muss, dann aber am nächsten Tag, also heute kommen würde. Bei dem Rugbyspiel waren ungefähr 20 Kinder und 10 Aunties, und die sind am Ende alle (!) mit einem Kleinbus nach Hause gefahren. Das sah sooo süß aus wie die ganzen kleinen Augen aus den Fenstern guckten :-) Was meine Arbeit im Malaykahaus angeht bin ich, wie ich gestern erfahren habe, sehr flexibel. Anne meinte ich kann quasi kommen und gehen wann ich will, da erst ab nächsten Freitag hier Ferien sind, sind im Moment eh nur 4 der ganz Kleinen Kinder tagsüber im Malaykahaus. Um 3, bzw. 5 kommen unter der Woche die Älteren aus der Schule. Da werde ich dann auch kommen um bei den Hausaufgaben zu helfen und mit den Kindern zu lesen. Die meisten Kinder hier wissen, glaub ich, wie wichtig eine gute Schul- und Ausbildung ist. Sie sind sehr dankbar dafür. Vom Malaykahaus werde ich wieder berichten, wenn ich nochmal da war.
Dann mal was zum Leben in meiner Gastfamilie. Die Eltern Peace und William sind sooo lieb zu mir. Sie sagen mir jeden Tag, dass ich mich wie Zuhause fühlen soll und sie alles dafür tun wollen, dass es mir gut geht. Deshalb hat William seine Schwiegertochter gestern auch ungefähr 10 Mal angerufen um zu fragen, ob es was neues wegen des Gepäcks gibt :-D Mein Zimmer ist auch relativ groß, wenn man bedenkt, dass ich hier alleine drin wohne. Gegenüber von meinem Zimmer ist das Zimmer der Söhne des Hauses, die schlafen da zu viert! Meine Familie ist aber glaub ich echt ziemlich wohlhabend, das meinte auch Tabea. Die haben einen Toaster, einen Sandwichmaker, Radio, TV, Bügeleisen uuund eine Dusche die von oben kommt ;-) So wie ich gehört habe, haben das Glück (vor allem mit der Dusche) nicht alle Freiwilligen hier. Und in den ersten Tagen habe ich auch feststellen müssen, dass man sich auch mit einfacher Seife super waschen kann. War aber dann doch echt glücklich als Tabea mir Shampoo vorbeigebracht hat :-) Das Essen ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig, aber auf keinen Fall schlecht. Hier geben sich alle so viel Mühe, dass es mir schmeckt. Gestern stand sogar auf einmal eine Packung M&M auf dem Tisch. Das Wasser kommt hier zwar auch aus dem Wasserhahn, das kann man aber so nicht trinken. Deshalb ist im Kühlschrank (!) immer ein Kanister mit Trinkwasser. Das hat mich sofort total gefreut. Gestern morgen hab ich allerdings sehr blöd geguckt, als ich gesehen habe, dass in dem Wasser winzige Ameisen schwimmen. Meine Gastmutter hat auf meinen erschrockenen Blick nur mit einem 'we eat them' geantwortet. Alles klar ;-)
Habe seit Freitag auch Internet in meinem Zimmer über einen Stick (bin mal gespannt wie lange das pro Monat hält) und ein ugandisches Handy. Damit kann ich sehr günstig mit den anderen Freiwilligen und den Ugandern schreiben. Ein Handy hat ihr eigentlich so ziemlich jeder. Auch die Bodabodafahrer ruft man auf dem Handy an. Was mich ganz besonders gefreut hat: Es kostet mich nichts, Anrufe aus Deutschland vom Festnetz zu empfangen. Ihr daheim zahlt mit einer Billigvorwahl nur 10 cent pro Minute, und ich finde, wenn man nicht grade 1 Stunde telefoniert ist das echt okay. Wer die Nummer haben will kann sich ja über Facebook bei mir melden.
Jetzt werd ich mich erstmal ein bisschen hinlegen. Komme hier zwar in der Regel auch immer relativ früh ins Bett (zumindest die letzten 3 Nächte), alleine deshalb, weil es zwischen 7 und viertel nach 7 ganz fix ganz dunkel wird. Hab nämlich Schiss vor den Malariamücken, deshalb gehe ich lieber früh schlafen, als noch ewig mit Licht unter dem Moskitonetz rumzuhantieren.
So, das wars erstmal für heute.
Ps. Mein Gastbruder hat mich übrigens total ausgelacht wegen den blöden Salamandern an der Wand. Das ist hier wohl ganz normal. Die flitzen einfach n bisschen da rum und hauen dann auch von alleine wieder ab. Und angeblich gehen sie auch NICHT in mein Bett. Naja ich trau dem Braten nicht so ganz. Mache vorsichtshalber sobald es dunkel ist mein Moskitonetz übers Bett.

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